Sonntag, 16. August 2009

288. Tag

Das Wetter ist wunderschön. Es gibt eigenartige Parallelen zwischen meinen freien Tagen und Regenwetter – und Arbeitstagen und Sonnenschein.
Heute ist der Park trotzdem halbleer.
Mir ist’s recht und ich geh früher heim.


287. Tag

Wieder ein Abschied.
Immerhin in Verbindung mit einem Fest.
Dort muss ich auch erfahren, dass die Frau Stockinger London ebenfalls bald verlässt.
Und ich werde ganz traurig, weil wieder etwas zu Ende geht, das nie wieder so sein wird.

Man wird sich zwar treffen, aber man wird nie wieder zusammen arbeiten. Nie wieder zusammen das Cafe aufsperren, nie wieder gemeinsam auf Ursi’s Hochzeit gehen.
Das ist schon schade.

Aber so ist das halt.

Stichwort: Spaziergang durch halb Nordlondon nach Hause. Orthodoxe Juden.


285. Tag

Zweiter freier Tag in Folge. Ein wunderbares Gefühl. Umso besser, da ich weiß, dass ich morgen ebenfalls nicht arbeiten muss.

284. Tag

Ich alter Fuchs hab eine Schicht abgetreten und hab frei.
Frühstück im Park. Einem anderen Park.


283. Tag

Ich werde überredet zu einer Tanzstunde zu gehen.
Eigentlich bin ich meinungsmäßig ein recht ausgewogener Mensch. Nicht zu radikal, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Ein Kind der Mitte. Da komm ich ja auch her.

Bei Tanz ist das anders. Bei all den Schranken und Grenzen dieser Welt, sollte man hier frei sein und seine (Lebens-)Lust nicht in Schritt und Takt zwängen müssen.
Doch als Tiroler versuche ich eben manchmal auch das zu essen, was ich nicht kenne, knöpfe mein Hemd bis zu Bauchnabel auf und gehe in die Tanzstunde.
Swing steht auf dem Spielplan. Das passt mir ausgezeichnet, ob der wunderbaren Musik. Ich hab den Swing zwar nicht in den Hüften, doch dafür umso mehr in den Knien und den Sprunggelenken.
Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass mein Vater aus der Tanzschule geflogen ist. Ich glaube mich auch daran erinnern zu können, nie gefragt zu haben, weshalb.
Dennoch glaube ich eine Antwort zu haben. Stil kann man nicht in Schritte zwängen und wenn man es versucht, so… es geht einfach nicht. Damit können jene besonders schwer umgehen, die sich – aus Mangel an Stil – jahrelang im dunkeln Kämmerlein mit schier endlosen ‚1-2-3-1-2-3…’ Blasen an die armen Zehen gezählt haben.
Meinen lockeren Umgang mit der Schrittfolge (wir haben uns nicht ganz zu Recht in die Fortgeschrittenen Klasse gemogelt) kann ich mir wegen meines ausgeprägten Rhythmusgefühls erlauben (Danke für die Gene Herr Vater!), die Tanzlehrerin beehrt mich mit dem Titel ‚Master of bragging’.
Ich trage ihn mit Stolz in dem Wissen, dass der Ausdruck von Lebensfreude nur von denen als Angeberei gedeutet wird, die es nicht besser wissen.


282. Tag

Dienstags arbeite ich Gott-seis-Gedankt im anderen Geschäft. Fühlt sich an wie Urlaub.

281. Tag

3. Tag des Arbeitsmarathons. Erinnerungen an den letzten Sommer werden in mir wach.
Die „Nie-Mehr-In-Den-Park“ Tätowierung auf meiner linken Arschbacke ergibt auf einmal wieder Sinn.
Wie konnte ich das alles nur vergessen?

Ein Telefongespräch mitgehört in unserer Küche. Ein Gast hat telefoniert mit... vielleicht kommt ihr selbst drauf.
"Everything is negativ? Really? I thought I must have something. So everything is negativ? That's good"...


280. Tag

Ich sehe die Aufführung einer Freundin. Sie ist sehr engagiert und begeistert, man sieht es auch im Stück, doch es funktioniert nicht so ganz.
Ihre Eltern reisen extra aus Spanien an.
Aus einer Laune heraus plausch ich die Eltern an.
„Hello, I am a friend from Geno, I am Philipp, we used to study together for some time.“
Ich gebe zu, dass die Reihenfolge, in der die Information weitergegeben wird, nicht ganz glasklar ist.
Ich schaue ebenso erstaunt wie ihr Vater, als er mir antwortet:
„I don’t remember you.“
Ich: „How could you? I am a friend of Geno, we used to study together.“
Er: „I don’t remember you.“

Schließlich dämmert mir, wo der Hund begraben liegt in dieser Konversation. Doch seinem Englisch traue ich meine Erklärung nicht zu, sondern murmle etwas von ‚schlechtem Gedächtnis’.

Meine Mitschüler stellen die andere Hälfte des Publikums. Es freut mich die Kerle mal wieder zu sehen.



279. Tag

Aufgrund von Personalmangel darf ich 6 Tage am Stück arbeiten. Dazu möchte ich nur sagen, dass ich mich seit einem Monat auf meinen Urlaub in 3 Wochen freue.

Es gibt wieder eine neue Mitarbeiterin und ich kann mich an meinen Arbeitsbeginn erinnern. Ich weiß nicht genau, warum ich eingestellt wurde – ich glaub am Anfang war ich eine ziemliche Pfeife.
Doch inzwischen gehöre ich zu den Topverdienern im Kipferl.

Das stimmt zwar, dennoch muss ich laut auflachen, wenn ich so was schreibe. Topverdiener im Kipferl.
Das lass ich mir gern auf der Zunge zergehen.

278. Tag

Fast den ganzen Tag geschlafen.
Dazwischen eine kleine Überraschung.

Wieder was gehört:
„I kissed my boss again. I don’t know how it happened…”

Es ist für mich schon schwer vorstellbar jemanden einmal zu küssen, ohne genau zu wissen, wie es dazu gekommen ist.
Aber zweimal?!?



277. Tag

Shunt. Ich glaub, ich hab von diesem Veranstaltungsort schon mal geschrieben. In den Katakomben der London Bridge.


276. Tag


Schauspieler sind nicht der beste Umgang.
Simon Rattle hat mal gesagt, dass man als Dirigent seine Musiker dazu bringen muss, dass sie ihr Ego hinten anstellen, doch wenn sie das vollständig tun, funktioniert es auch nicht.

Ich hab gestern einen Video Mitschnitt einer RADA Show, bei der ich vor ein paar Wochen war, gesehen. Mit 3 der Darsteller und der Regisseurin.
Dann sagt die Hauptdarstellerin über sich im Video: „Und jetzt macht sie…“. Hm.
Der männliche Hauptdarsteller lobt die Qualität der Aufführung und entschuldigt sich bei mir mehrmals, dass ich das Stück zum 2. Mal sehen muss. „It must be hell…“

Ich bin nicht die Dinge, die ich tue.
Ich glaube, wenn man darüber nicht hinauskommt als Darsteller, hat man schon verloren. Eigentlich überhaupt.


Neuer Satz:
„Last week I kissed my boss. I don’t know how it happened. I walk down the stairs and… it just happened…”

Hm. Wie geschieht so etwas ‚einfach’? Ich weiß nicht recht.


275. Tag

Ein neuer Satz.
„I thought about working as a stripper this summer. I checked the website and I’d have to be fully naked and I don’t want that.”

274. Tag

Ich hab dieses Paar Converse, das mich seit ziemlich genau 5 Jahren begleitet. Jetzt ist es Zeit für sie zu gehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich so an einem Paar Schuhe häng. Aber sie sind an vielen Orten mit mir gewesen.

Ich hab diesen Arbeitskollegen. Seit ich weiß, dass ich ihn nicht mag, geht es mir schon viel besser mit ihm.

Die Katze hat geworfen.
4 kleine Kätzchen. Die – wie ich gehört habe – recht blutige Aktion fand im Bett einer Mitbewohnerin statt.
Hm.
Hm.
Hm.
Die Kätzchen sind cool. Schauen aus wie kleine Ratten und fiepen ganz leise. Und wühlen sich durch den Bauchpelz der Mutter.
Ich mag die Katze eigentlich nicht, aber heute schon. Sehr sogar. Ein tapferes Mädchen. So ganz alleine 4 Babys auf die Welt gebracht.
Ohne Anleitung. Ich frag mich, was wir alles wissen, wenn wir nicht darüber nachdenken.


273. Tag

Ich will schon seit langer Zeit eine best-of liste von gehörten Sätzen aufstellen.
Ich kann mich erinnern, dass ich heute drei sehr gute im Kopf hatte.
Jetzt kann ich mich nur mehr an einen erinnern. Leider der schwächste.
Hier der Anfang eines Gesprächs, das ich unlängst am Frühstückstisch gehört habe:

V: “Do you buy smoke or food. Me, I buy smoke, because food always comes.”
F: “No no, me, I buy food, because smoke always comes.”

Zwei Dinge möchte ich hinzufügen: V ist GottseiDank nur Gast in unserem Haus, während F mein Mitbewohner ist.
Zweitens. Mein Gedächtnis ist zwar oft nicht so toll, doch hier kann ich versichern, dass das Gespräch genauso geführt wurde.

Wie dem auch sein. Ich sitz da, esse mein Marmelade Brot und frag mich, wo ich denn hier gelandet bin. Glücklicherweise gibt’s bei Kiffern kaum Probleme mit der Beschaffungskriminalität. Sie sind einfach zu langsam für irgendwas.


272. Tag

Scheissarbeitskollegen.
Sms um 10.00 Uhr: „ Der S. war gestern saufen und kotzt heute. Kannst du für ihn einspringen?“
Wer saufen kann, kann auch arbeiten.
Oder wie man in Vorarlberg sagt: Wer lang ausgehen kann, kann auch früh aufstehen.

Diese Vorarlberger. R-E-S-P-E-C-T.
Mit einem brummenden Schädel mach ich mich auf die Socken.
Warum? Ich weiß es nicht.


271. Tag

Scheissarbeitskollegen.
Hat doch dieser Kerl vergessen zu erwähnen, dass er seinen Flug umgebucht hat. „Heute kann ich leider doch nicht arbeiten…“ WTF.
So steh ich in der Früh auf und begrüße die Sonne mit Tränen in den Augen. Ein 10 Stundentag liegt vor mir, den ein saftiges Regenwetter um einiges erträglicher gemacht hätte.
(Ich weiß, andere arbeiten mehr und härter, aber ich bin mir halt doch selbst am nächsten und Schmerz ist halt leider immer subjektiv. Der Schmerz anderer ist eben halt immer der Schmerz anderer. Und der eigene Schmerz ist halt immer der eigene. Soviel Weisheit zum Freitag. Morgen gibt’s mehr.)

Entsprechend gerädert („I want this… no this… no this… no how much is that… hm I don’t have any money“ – „well then fuck off you little rat“) verlasse ich den Park und mach mich auf dem Weg zum Cabaret.
In Hackney Wick ist einiges los, nicht gut für unser Cabaret. Menschen kommen und gehen. Und kommen und gehen.
Mein Auftritt („magic memories – a freudian approach to post-modern magic“) ist selbst den Künstlern zu progressiv. Mozart’s Requiem untermalt meine Darbietung. Ich behaupte, ein Freund von mir hätte diesen Song geschrieben – die Engländer glaubens. Soviel zu ihrem Kunstverständnis.
Abgesehen davon, dass ich meinen Auftritt damit beende, dass ich eine Frau mitsamt Baby von der Bühne backstage trage, ist der Mozart wahrscheinlich der beste Teil. Aber er ist halt der Mozart.

Mein zweiter Auftritt ist besonders für mich eine Überraschung („Philipp, I want you to scream at me in german. As soon as I sit down, walk around my chair in slow motion. Wait, I don’t have music. So can you say something while you walk around? The piece is only 3 minutes long.” – “…I can try…”)
Kaum ist etwas ein bisschen mehr abstrakt und mit einem deutschen Text hinterlegt, fahren sie voll drauf ab die Künstler. HitlerHitlerHitler sag ich da nur.


270. Tag


Meine Kopfhörer sind schon seit geraumer Zeit kaputt. Bzw. einer der Lautsprecher. Nicht gerade ein berauschendes Klangerlebnis. Mono.
Hm.
Und mit meinem Lohn kommen neue Kopfhörer.
Ich seh aus wie ein DJ, der sich verlaufen hat. Imagewechsel.
boombaye - 17. Aug, 12:14

katzenbabys!

ich will ein foto haben von:
1. den katzenbabys
2. dir, mit den neuen kopfhörern
3. du weißt schon wem
bitte, bitte, bitte.
bin schon in wien und am "home-office-arbeiten" "locations checken und so". mittendrin im "flexible workflow"
morgen dann lokalaugenscheintermine.
es ist so heiß, ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll, möglichst wenig anzuhaben und trotzdem nicht öffentliches ärgernis zu erregen.

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Zuletzt aktualisiert: 16. Aug, 16:12

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