222. Tag
Meine Duett Partnerin hat sich den Rücken verletzt. Ich hab nichts damit zu tun.
Ich glaub, es wurde ihr zu heiß und sie muss sich einen Tag Auszeit nehmen. Um ihrer Beziehung willen.
Wir beginnen endlich wirklich an der Show zu arbeiten.
Ich bin enttäuscht.
Es schaut so aus, als würden wir genau dasselbe machen wie letztes Jahr.
Die Arbeit ist oft herausfordernd. Wir müssen oft Dinge improvisieren, bekommen Anweisungen wie: Geh dorthin und mach etwas, zunächst in Zeitlupe und dann immer schneller, beweg dich dabei vom vorne links nach hinten und dann diagonal über die Bühne.
Die Anweisung sind nur einseitig präzise.
Mein Charakter ist erst halb entwickelt und daher fall ich bei solchen Improvisationen ständig in alte Muster zurück und mach das, was ich immer mache.
Das ist ärgerlich.
Nobody said it would be easy.
221. Tag
Love-Duett. Zweiter Teil.
220. Tag
In drei Wochen ist die End-of-Year-Show. Ich hab eine ungefähre Vorstellung von meinem Charakter.
Wie es der Zufall so will, bin ich in einem „Love-Duett“ mit der mit Abstand heißesten Spanierin an unserer Schule.
Obwohl ich motiviert bin, fällt es mir schwer mich zu konzentrieren.
Es gibt einen Gott. Und er meint es gut. Auch wenn er mich in Teufels Küche bringt. I guess that’s the place to be sometimes.
219. Tag
Die Prüfungen letzte Woche wurden gefilmt. Heute sehen wir, was wir gemacht haben.
Mein „le toucher“ vom Mittwoch war nicht so schlecht, wie ich dachte – und mein „chair-piece“ vom Freitag war nicht so gut, wie ich dachte.
So ist das Leben.
Counting Crows Konzert.
Ich bin aufgewühlt und spring wie ein aufgescheuchtes Reh durchs Haus.
Vor Ort macht mir der Security Mensch klar, dass wir Tickets für die Sitzplätze auf der Tribüne haben und nicht für den Bereich vor der Bühne.
Ich denk mir, dass ich meine Tanzschuhe nicht umsonst angezogen habe und wir versuchen uns mit einer Notlüge am Security Mann vorbei zu schwindeln.
„Wir waren schon drin, unsere Freunde haben die Tickets.“
„Ohne Tickets kommt ihr nicht rein.“
„Aber unsere Freunde…“
„Gut deine Freundin kann rein, um die Tickets zu holen, du bleibst hier.“
Rita geht rein. Ich bleib. Und überlege, was zu tun ist. Nach langem hin und her gestehe ich. Stimmt nicht ganz. Ich gestehe ein bisschen und strecke die Wahrheit ein bisschen.
Ich sag ihm, dass ich gelogen habe. Ich zeig ihm mein Ticket für die Tribüne und erzähl im von meiner Enttäuschung. Da bin ich extra aus Österreich angereist für das Konzert und dann muss ich erfahren, dass ich hinten sitzen muss.
Rita kommt zurück und sagt, dass sie „unsere Freunde“ nicht gefunden hat. Ich gestehe, dass ich gestanden habe.
Der Security Mann ist erweicht, bleibt aber hart. Er sagt, dass er uns dafür rausschmeißen könnte und dass er uns nicht rein lässt, weil wir ihn angelogen haben. Wenn wir sofort mit der Wahrheit gekommen wären, hätte er mit sich reden lassen, aber so…
Und dann tu ich das Beste, was man in so einer Situation nur tun kann.
Ich erinnere mich an meine Zeit in der mk-hall und wie anstrengend es war, wenn die Jugendlichen endlos mit mir diskutiert haben wegen irgendwelcher Regeln. Ich sag, dass es mir leid tut und dass er nur seinen Job macht und ich das respektiere. Ich dreh mich um und will weg gehen, doch nach 2 Schritten ruft er uns zurück und lässt uns rein.
Wieder was gelernt heute: Ich bin ein schlechter Lügner. Ganz schlecht.
Das Konzert war enttäuschend. Und nicht deshalb, weil meine Erwartungen hoch waren.
Eines ist klar, ich werde auf keines ihrer Konzerte mehr gehen.
218. Tag
Ich hab ein neues Hobby. Sonntag Vormittag ausgehen zum Frühstücken. Meist macht es mir mehr Spaß als das Ausgehen am Samstag Abend.
Werde ich alt?
Ist mir eigentlich egal.
217. Tag
Die Arbeit macht mir meistens Spaß. Nur heute nicht. Manchmal läuft es nicht.
216. Tag
Zweiter Teil der Prüfung. Ich bin glücklich. Es ist schön, wenn man das tun kann, was man tun kann. Am Mittwoch war ich nicht in der Lage das zu tun, was ich tun kann. Heute schon.
Nachmittags Party im Park. Wir wollen Fußball spielen, aber die kleinen Jungs mit den Bällen lassen uns nicht mitspielen. Aus einer Trotzreaktion beginnen wir Mime-Fußball zu spielen. Es macht ohne Ball bedeutend mehr Spaß als mit. Die Mime-Spiele werden eröffnet: Mime-Volleyball, Mime-Seilziehen, Mime-Schwimmen und Mime-Tennis.
Zum ersten Mal hab ich Spaß bei diesem Mime-Ding.
215. Tag
Art. Artefakt. Art-got-fucked.
Kunstausstellung einer Freundin mit ihren Künstlerfreunden.
Ihr Beitrag hat mir gefallen, wenn auch nicht weltbewegend.
Sonst waren Dinge dabei, die mich zweifeln lassen. Und aufwühlen.
Manchmal denk ich, wir leben in einer Welt, in der viele Menschen Künstler sein wollen. Und haben dabei weder Fertigkeiten noch etwas zu sagen. Und ich denk, das ist die Grundvoraussetzung. Das absolute Minimum.
Ich hab beides und doch weiß ich, dass das keine Garantie für irgendwas ist. Meine Stücke können trotzdem Scheiße sein.
Ich weiß, was mich aufregt. Ich versuche meine Sachen so klar wie möglich zu machen und sehe da diese Kerle, die sich einen Scheiß darum kümmern. Punkt.
214. Tag
Ich bin unzufrieden. Ich hab das Stück während der Proben um Welten besser gespielt als bei der Prüfung heute.
Aber ich denke, dafür sind Prüfungen da.
213. Tag
Morgen ist der erste Teil meiner Prüfung. Da trifft es sich schlecht, dass ich heute arbeiten muss.
Aber es ist okay, denn ich kenn das Stück. Abends prob ich noch ein wenig mit meinen Mitbewohnern.
Das ist das Gute an den Prüfungen: Man hat einen Grund an den Stücken zu arbeiten. Nicht, dass sonst keinen Grund hätte. Es tut nur gut, dass zur inneren Motivation ein äußerer Grund kommt.
Weiters tut es gut mit anderen an den Stücken zu arbeiten. In unserer Mime-WG. Mit der verrückten Katze. Dem Baby. Und dem Rest.
212. Tag
Heute ist Bank Holiday. Wir können ihn nutzen, um für unsere Prüfungen zu proben.
Ich tus nicht und nehm mir frei. Der erste freie Tag seit Jahren. So fühlt es sich zumindest an.
211. Tag
Eigentlich wollte ich um 8.15 das Haus verlassen. Ich bin allerdings erst um 8.30 aufgewacht.
Der Sonntag war sonnig und folglich arbeitsreich.
Am Abend treff ich mich mit der Photographin. Die Sache macht mir sehr viel Spaß, ich glaub, ich bin ein gutes Modell.
210. Tag
Vor 2 Wochen hab ich ein email von einer Freundin erhalten. Einladung zu ihrer Hochzeit. Heute.
In England ist es üblich, dass man seine Hochzeit weit voraus plant. Ein Jahr ist der gängige Zeitraum.
In Spanien – oder Portugal? – verschickt man die Einladung ein bis zwei Wochen vor der Hochzeit. So stellt man sicher, dass nur die Gäste kommen, die wirklich kommen wollen.
Das erscheint mir sinnvoll.
Ich denk mir Hochzeiten sollte diesbezüglich wie Begräbnisse sein. Für ein Begräbnis nimmt man sich Zeit. Weil…
Für Hochzeiten sollte man sich auch Zeit nehmen.
Weil man gern dabei sein will, wenn zwei Menschen ihren Bund feiern.
Diese Anteilnahme setzt natürlich ein gewisses Engagement bei den Brautleuten voraus. Diesbezüglich sollten Hochzeiten auch wie Begräbnisse sein: Die Toten sind auch nicht halbherzig gestorben. Sondern mit ganzem Herzen. (Ich glaub, ich kann diesen Blödsinn deshalb schreiben, weil niemand aus meinem näheren Umfeld gestorben ist oder im Begriff zu sterben ist. Ich sehe allerdings einigen Menschen Bünde eingehen – mit einer zweifelhaften Motivation. Dies bildet meinen Antrieb. Paradoxerweise trifft das allerdings nicht auf die Hochzeit zu, auf der ich an diesem Tag war. Insofern hör ich damit auf und schreib vom Rest des Tages.)
Ich verlasse die Hochzeit und mach mich auf durch die halbe Stadt zu meiner Scratch Night.
Die Ton- und Lichttechnikerin flirtet zunächst noch mit mir, als sie meine Wünsche hört, ändert sich das schnell.
Meine Wünsche sind in keinster Weise überzogen, ich will nur, dass sie 3mal auf Play drückt. Es ist für mich wichtig, dass die Einsätze passen und die Lautstärke der Musik und folglich versuche ich das klar zu formulieren.
In theatre the lightman is god.
Insofern ist es gut, wenn man klar sagt, was man will.
Ich merke, dass sie leicht genervt ist – doch das ist nichts im Vergleich zu meinen Gefühlen, als sie während meiner Aufführung 2 der 3 Einsätze verpasst und die Musik immer zu leise ist. („Don’t worry, I’ll turn it up, when people are here.“)
Wie wars?
Ich bin mit meinem Stück sehr zufrieden und ich mag die Richtung in die es geht. Mir fehlt noch Klarheit.
Reaktionen vom Publikum:
Ich kann sagen, dass es auf meiner Seite war. Unter anderem auch deshalb, weil ich 40% des Publikums gestellt habe.
Dennoch hatte ich es nicht ganz leicht: Die Konkurrenz bot durchwegs leichte Kost: Eine Kurfassung des ersten Superman Films, ein Stück über Spam-emails, der Pantomime Fensterputzer um nur einige zu nennen…
Ich halte es mit dem Kanadier Gary Kurtz, der sagte: „Gib ihnen das, wovon sie noch nicht wissen, dass sie es wollen.“ und mache weiter.
209. Tag
Generalprobe für die Scratch Night. Ich hab ein paar Freunde eingeladen.
Es läuft gut und ich bin zufrieden.
Zwei Dinge fallen mir auf:
a) Ich brauche mehr Klarheit für mich und was ich will.
b) Man kommt mit sehr viel davon, wenn man einen überzeugten Eindruck macht. Bei einigen Dingen hab ich keine Ahnung, warum ich sie mache. Aber sie machen irgendwie Sinn und versuch sie gut zu verkaufen.
208. Tag
2 Stunden bevor sich die Türen zum Counting Crows Konzert öffnen, erhalte ich eine sms vom Veranstalter: Das Konzert wird wegen Krankheit verschoben.
Hm.
Für mich war es gut.
Ich hab den Kopf zur Zeit nicht frei für Zeug.
Für andere war es weniger cool.
Freunde einer Freundin sind extra übers Wochenende aus Israel gekommen, um das Konzert zu sehen.
207. Tag
Es gibt eine Zeit des Probens und eine Zeit des Nicht-Probens.
Heute am selben Tag.
Zunächst prob ich.
Ich spiel mein Stück zum ersten Mal durch.
Ich bin nur mäßig zufrieden. Einige Übergänge sind noch sehr gewollt und fließen nicht richtig.
Ich entscheide mich dafür einer Einladung zu Folgen. Ein Bekannter aus Tirol lebt seit einigen Jahren hier und macht Filme.
Einer hat heute Premiere.
Der Film gefällt mir sehr gut. Es ist eine Dokumentation mit dem Namen „beating the bomb“. Ein Film für die nukleare Abrüstung.
Was mir am besten gefällt, ist die Tatsache, dass die Leute hinter dem Film ein wirkliches Anliegen hatten, diesen Film zu machen.
Ich weiß nicht, ob dieser Film zu Abrüstung beiträgt. Aber es ist schön, wenn Leute sich hinstellen und Dinge tun, die auf den ersten Blick nicht wirkungsvoll sind. Es motiviert mich, mich für meine Vision auf die Beine zu stellen.
206. Tag
Endlich mal wieder mit meinem Schwesterchen telefoniert.
205. Tag
Die Tiroler Gebietskrankenkasse erheitert meinen Tag.
Vor einigen Monaten hatte ich eine Begegnung mit der englischen Zahnmedizin. Die Folge war eine horrende Rechung. Meine Krankenversicherung trägt 1 Prozent dazu bei.
Der Verwaltungsaufwand und die Spesen für die Überweisung waren wahrscheinlich höher.
Und ich hab mehr für die Busfahrt von Hall nach Innsbruck und zurück bezahlt.
204. Tag
Die Musiksuche führt mich zuerst ins Netz. Dann wieder ins Geschäft. Meine Internetverbindung lässt außer emails zur Zeit wenig zu.
Ich kauf mir 2 CDs. Die letzte CD hab ich mir vor ca. 2 Jahren gekauft. Glaub ich zumindest.
203. Tag
Das Wetter ist immer noch schlecht. Der Job dementsprechend leicht. Tut auch mal gut.
Ich bin auf der Suche nach Musik für mein Stück.
Die Suche führt mich in die Abteilung für klassische Musik in meiner Lieblingsbuchhandlung. Der Kerl dort führt mich im Schnellkurs in die Weiten der zeitgenössischen Musik ein. Ein interessantes Feld.
Ich verbringe 2 Stunden damit, mich durch einen recht willkürlichen Querschnitt zu hören. Danach in einen Club mit zeitgenössischer Musik der etwas anderen Art.
Leider.
202. Tag
Das Wetter ist schlecht und mir fällt eines auf. Ich achte nicht auf das Wetter. Ich werde oft gefragt, ob das Wetter in England dem Klischee entspricht.
Ich denke, das tut es. Aber ich bin mir nicht sicher, da ich nicht auf das Wetter achte.
Das ist auch der Grund, weshalb ich so ein schlechter small-talk Partner bin.
201. Tag
Ich hab gestern Einladung für die Scratch Night rausgeschickt und langsam aber sicher kommen Antworten zurück.
Wie’s scheint kommen einige. Und nehmen noch mehr Freunde mit.
Das freut mich, macht mir allerdings auch etwas Feuer unterm Hintern. Huaahh.
Ich geh einfach nicht hin.
Ich bin verhindert.
Ich bin am selben Tag auf einer Hochzeit eingeladen. Ich besauf mich einfach und
Alkohol ist auch keine Lösung.
Aahhh.
200. Tag
Ich bin froh, wenn die Aufführung da ist. Die Proben sind gut, aber anstrengend.
199. Tag
Eine meiner 150 NachbarInnen ist Photographin und will mich als Model. Huahh.
Ich freu mich schon.
So was hab ich noch nie gemacht. Wird sicher spannend.
Wenn die Bilder was werden, lass ich es euch wissen. Sonst nicht.
198. Tag
Hm.
Ich glaub, es wurde ihr zu heiß und sie muss sich einen Tag Auszeit nehmen. Um ihrer Beziehung willen.
Wir beginnen endlich wirklich an der Show zu arbeiten.
Ich bin enttäuscht.
Es schaut so aus, als würden wir genau dasselbe machen wie letztes Jahr.
Die Arbeit ist oft herausfordernd. Wir müssen oft Dinge improvisieren, bekommen Anweisungen wie: Geh dorthin und mach etwas, zunächst in Zeitlupe und dann immer schneller, beweg dich dabei vom vorne links nach hinten und dann diagonal über die Bühne.
Die Anweisung sind nur einseitig präzise.
Mein Charakter ist erst halb entwickelt und daher fall ich bei solchen Improvisationen ständig in alte Muster zurück und mach das, was ich immer mache.
Das ist ärgerlich.
Nobody said it would be easy.
221. Tag
Love-Duett. Zweiter Teil.
220. Tag
In drei Wochen ist die End-of-Year-Show. Ich hab eine ungefähre Vorstellung von meinem Charakter.
Wie es der Zufall so will, bin ich in einem „Love-Duett“ mit der mit Abstand heißesten Spanierin an unserer Schule.
Obwohl ich motiviert bin, fällt es mir schwer mich zu konzentrieren.
Es gibt einen Gott. Und er meint es gut. Auch wenn er mich in Teufels Küche bringt. I guess that’s the place to be sometimes.
219. Tag
Die Prüfungen letzte Woche wurden gefilmt. Heute sehen wir, was wir gemacht haben.
Mein „le toucher“ vom Mittwoch war nicht so schlecht, wie ich dachte – und mein „chair-piece“ vom Freitag war nicht so gut, wie ich dachte.
So ist das Leben.
Counting Crows Konzert.
Ich bin aufgewühlt und spring wie ein aufgescheuchtes Reh durchs Haus.
Vor Ort macht mir der Security Mensch klar, dass wir Tickets für die Sitzplätze auf der Tribüne haben und nicht für den Bereich vor der Bühne.
Ich denk mir, dass ich meine Tanzschuhe nicht umsonst angezogen habe und wir versuchen uns mit einer Notlüge am Security Mann vorbei zu schwindeln.
„Wir waren schon drin, unsere Freunde haben die Tickets.“
„Ohne Tickets kommt ihr nicht rein.“
„Aber unsere Freunde…“
„Gut deine Freundin kann rein, um die Tickets zu holen, du bleibst hier.“
Rita geht rein. Ich bleib. Und überlege, was zu tun ist. Nach langem hin und her gestehe ich. Stimmt nicht ganz. Ich gestehe ein bisschen und strecke die Wahrheit ein bisschen.
Ich sag ihm, dass ich gelogen habe. Ich zeig ihm mein Ticket für die Tribüne und erzähl im von meiner Enttäuschung. Da bin ich extra aus Österreich angereist für das Konzert und dann muss ich erfahren, dass ich hinten sitzen muss.
Rita kommt zurück und sagt, dass sie „unsere Freunde“ nicht gefunden hat. Ich gestehe, dass ich gestanden habe.
Der Security Mann ist erweicht, bleibt aber hart. Er sagt, dass er uns dafür rausschmeißen könnte und dass er uns nicht rein lässt, weil wir ihn angelogen haben. Wenn wir sofort mit der Wahrheit gekommen wären, hätte er mit sich reden lassen, aber so…
Und dann tu ich das Beste, was man in so einer Situation nur tun kann.
Ich erinnere mich an meine Zeit in der mk-hall und wie anstrengend es war, wenn die Jugendlichen endlos mit mir diskutiert haben wegen irgendwelcher Regeln. Ich sag, dass es mir leid tut und dass er nur seinen Job macht und ich das respektiere. Ich dreh mich um und will weg gehen, doch nach 2 Schritten ruft er uns zurück und lässt uns rein.
Wieder was gelernt heute: Ich bin ein schlechter Lügner. Ganz schlecht.
Das Konzert war enttäuschend. Und nicht deshalb, weil meine Erwartungen hoch waren.
Eines ist klar, ich werde auf keines ihrer Konzerte mehr gehen.
218. Tag
Ich hab ein neues Hobby. Sonntag Vormittag ausgehen zum Frühstücken. Meist macht es mir mehr Spaß als das Ausgehen am Samstag Abend.
Werde ich alt?
Ist mir eigentlich egal.
217. Tag
Die Arbeit macht mir meistens Spaß. Nur heute nicht. Manchmal läuft es nicht.
216. Tag
Zweiter Teil der Prüfung. Ich bin glücklich. Es ist schön, wenn man das tun kann, was man tun kann. Am Mittwoch war ich nicht in der Lage das zu tun, was ich tun kann. Heute schon.
Nachmittags Party im Park. Wir wollen Fußball spielen, aber die kleinen Jungs mit den Bällen lassen uns nicht mitspielen. Aus einer Trotzreaktion beginnen wir Mime-Fußball zu spielen. Es macht ohne Ball bedeutend mehr Spaß als mit. Die Mime-Spiele werden eröffnet: Mime-Volleyball, Mime-Seilziehen, Mime-Schwimmen und Mime-Tennis.
Zum ersten Mal hab ich Spaß bei diesem Mime-Ding.
215. Tag
Art. Artefakt. Art-got-fucked.
Kunstausstellung einer Freundin mit ihren Künstlerfreunden.
Ihr Beitrag hat mir gefallen, wenn auch nicht weltbewegend.
Sonst waren Dinge dabei, die mich zweifeln lassen. Und aufwühlen.
Manchmal denk ich, wir leben in einer Welt, in der viele Menschen Künstler sein wollen. Und haben dabei weder Fertigkeiten noch etwas zu sagen. Und ich denk, das ist die Grundvoraussetzung. Das absolute Minimum.
Ich hab beides und doch weiß ich, dass das keine Garantie für irgendwas ist. Meine Stücke können trotzdem Scheiße sein.
Ich weiß, was mich aufregt. Ich versuche meine Sachen so klar wie möglich zu machen und sehe da diese Kerle, die sich einen Scheiß darum kümmern. Punkt.
214. Tag
Ich bin unzufrieden. Ich hab das Stück während der Proben um Welten besser gespielt als bei der Prüfung heute.
Aber ich denke, dafür sind Prüfungen da.
213. Tag
Morgen ist der erste Teil meiner Prüfung. Da trifft es sich schlecht, dass ich heute arbeiten muss.
Aber es ist okay, denn ich kenn das Stück. Abends prob ich noch ein wenig mit meinen Mitbewohnern.
Das ist das Gute an den Prüfungen: Man hat einen Grund an den Stücken zu arbeiten. Nicht, dass sonst keinen Grund hätte. Es tut nur gut, dass zur inneren Motivation ein äußerer Grund kommt.
Weiters tut es gut mit anderen an den Stücken zu arbeiten. In unserer Mime-WG. Mit der verrückten Katze. Dem Baby. Und dem Rest.
212. Tag
Heute ist Bank Holiday. Wir können ihn nutzen, um für unsere Prüfungen zu proben.
Ich tus nicht und nehm mir frei. Der erste freie Tag seit Jahren. So fühlt es sich zumindest an.
211. Tag
Eigentlich wollte ich um 8.15 das Haus verlassen. Ich bin allerdings erst um 8.30 aufgewacht.
Der Sonntag war sonnig und folglich arbeitsreich.
Am Abend treff ich mich mit der Photographin. Die Sache macht mir sehr viel Spaß, ich glaub, ich bin ein gutes Modell.
210. Tag
Vor 2 Wochen hab ich ein email von einer Freundin erhalten. Einladung zu ihrer Hochzeit. Heute.
In England ist es üblich, dass man seine Hochzeit weit voraus plant. Ein Jahr ist der gängige Zeitraum.
In Spanien – oder Portugal? – verschickt man die Einladung ein bis zwei Wochen vor der Hochzeit. So stellt man sicher, dass nur die Gäste kommen, die wirklich kommen wollen.
Das erscheint mir sinnvoll.
Ich denk mir Hochzeiten sollte diesbezüglich wie Begräbnisse sein. Für ein Begräbnis nimmt man sich Zeit. Weil…
Für Hochzeiten sollte man sich auch Zeit nehmen.
Weil man gern dabei sein will, wenn zwei Menschen ihren Bund feiern.
Diese Anteilnahme setzt natürlich ein gewisses Engagement bei den Brautleuten voraus. Diesbezüglich sollten Hochzeiten auch wie Begräbnisse sein: Die Toten sind auch nicht halbherzig gestorben. Sondern mit ganzem Herzen. (Ich glaub, ich kann diesen Blödsinn deshalb schreiben, weil niemand aus meinem näheren Umfeld gestorben ist oder im Begriff zu sterben ist. Ich sehe allerdings einigen Menschen Bünde eingehen – mit einer zweifelhaften Motivation. Dies bildet meinen Antrieb. Paradoxerweise trifft das allerdings nicht auf die Hochzeit zu, auf der ich an diesem Tag war. Insofern hör ich damit auf und schreib vom Rest des Tages.)
Ich verlasse die Hochzeit und mach mich auf durch die halbe Stadt zu meiner Scratch Night.
Die Ton- und Lichttechnikerin flirtet zunächst noch mit mir, als sie meine Wünsche hört, ändert sich das schnell.
Meine Wünsche sind in keinster Weise überzogen, ich will nur, dass sie 3mal auf Play drückt. Es ist für mich wichtig, dass die Einsätze passen und die Lautstärke der Musik und folglich versuche ich das klar zu formulieren.
In theatre the lightman is god.
Insofern ist es gut, wenn man klar sagt, was man will.
Ich merke, dass sie leicht genervt ist – doch das ist nichts im Vergleich zu meinen Gefühlen, als sie während meiner Aufführung 2 der 3 Einsätze verpasst und die Musik immer zu leise ist. („Don’t worry, I’ll turn it up, when people are here.“)
Wie wars?
Ich bin mit meinem Stück sehr zufrieden und ich mag die Richtung in die es geht. Mir fehlt noch Klarheit.
Reaktionen vom Publikum:
Ich kann sagen, dass es auf meiner Seite war. Unter anderem auch deshalb, weil ich 40% des Publikums gestellt habe.
Dennoch hatte ich es nicht ganz leicht: Die Konkurrenz bot durchwegs leichte Kost: Eine Kurfassung des ersten Superman Films, ein Stück über Spam-emails, der Pantomime Fensterputzer um nur einige zu nennen…
Ich halte es mit dem Kanadier Gary Kurtz, der sagte: „Gib ihnen das, wovon sie noch nicht wissen, dass sie es wollen.“ und mache weiter.
209. Tag
Generalprobe für die Scratch Night. Ich hab ein paar Freunde eingeladen.
Es läuft gut und ich bin zufrieden.
Zwei Dinge fallen mir auf:
a) Ich brauche mehr Klarheit für mich und was ich will.
b) Man kommt mit sehr viel davon, wenn man einen überzeugten Eindruck macht. Bei einigen Dingen hab ich keine Ahnung, warum ich sie mache. Aber sie machen irgendwie Sinn und versuch sie gut zu verkaufen.
208. Tag
2 Stunden bevor sich die Türen zum Counting Crows Konzert öffnen, erhalte ich eine sms vom Veranstalter: Das Konzert wird wegen Krankheit verschoben.
Hm.
Für mich war es gut.
Ich hab den Kopf zur Zeit nicht frei für Zeug.
Für andere war es weniger cool.
Freunde einer Freundin sind extra übers Wochenende aus Israel gekommen, um das Konzert zu sehen.
207. Tag
Es gibt eine Zeit des Probens und eine Zeit des Nicht-Probens.
Heute am selben Tag.
Zunächst prob ich.
Ich spiel mein Stück zum ersten Mal durch.
Ich bin nur mäßig zufrieden. Einige Übergänge sind noch sehr gewollt und fließen nicht richtig.
Ich entscheide mich dafür einer Einladung zu Folgen. Ein Bekannter aus Tirol lebt seit einigen Jahren hier und macht Filme.
Einer hat heute Premiere.
Der Film gefällt mir sehr gut. Es ist eine Dokumentation mit dem Namen „beating the bomb“. Ein Film für die nukleare Abrüstung.
Was mir am besten gefällt, ist die Tatsache, dass die Leute hinter dem Film ein wirkliches Anliegen hatten, diesen Film zu machen.
Ich weiß nicht, ob dieser Film zu Abrüstung beiträgt. Aber es ist schön, wenn Leute sich hinstellen und Dinge tun, die auf den ersten Blick nicht wirkungsvoll sind. Es motiviert mich, mich für meine Vision auf die Beine zu stellen.
206. Tag
Endlich mal wieder mit meinem Schwesterchen telefoniert.
205. Tag
Die Tiroler Gebietskrankenkasse erheitert meinen Tag.
Vor einigen Monaten hatte ich eine Begegnung mit der englischen Zahnmedizin. Die Folge war eine horrende Rechung. Meine Krankenversicherung trägt 1 Prozent dazu bei.
Der Verwaltungsaufwand und die Spesen für die Überweisung waren wahrscheinlich höher.
Und ich hab mehr für die Busfahrt von Hall nach Innsbruck und zurück bezahlt.
204. Tag
Die Musiksuche führt mich zuerst ins Netz. Dann wieder ins Geschäft. Meine Internetverbindung lässt außer emails zur Zeit wenig zu.
Ich kauf mir 2 CDs. Die letzte CD hab ich mir vor ca. 2 Jahren gekauft. Glaub ich zumindest.
203. Tag
Das Wetter ist immer noch schlecht. Der Job dementsprechend leicht. Tut auch mal gut.
Ich bin auf der Suche nach Musik für mein Stück.
Die Suche führt mich in die Abteilung für klassische Musik in meiner Lieblingsbuchhandlung. Der Kerl dort führt mich im Schnellkurs in die Weiten der zeitgenössischen Musik ein. Ein interessantes Feld.
Ich verbringe 2 Stunden damit, mich durch einen recht willkürlichen Querschnitt zu hören. Danach in einen Club mit zeitgenössischer Musik der etwas anderen Art.
Leider.
202. Tag
Das Wetter ist schlecht und mir fällt eines auf. Ich achte nicht auf das Wetter. Ich werde oft gefragt, ob das Wetter in England dem Klischee entspricht.
Ich denke, das tut es. Aber ich bin mir nicht sicher, da ich nicht auf das Wetter achte.
Das ist auch der Grund, weshalb ich so ein schlechter small-talk Partner bin.
201. Tag
Ich hab gestern Einladung für die Scratch Night rausgeschickt und langsam aber sicher kommen Antworten zurück.
Wie’s scheint kommen einige. Und nehmen noch mehr Freunde mit.
Das freut mich, macht mir allerdings auch etwas Feuer unterm Hintern. Huaahh.
Ich geh einfach nicht hin.
Ich bin verhindert.
Ich bin am selben Tag auf einer Hochzeit eingeladen. Ich besauf mich einfach und
Alkohol ist auch keine Lösung.
Aahhh.
200. Tag
Ich bin froh, wenn die Aufführung da ist. Die Proben sind gut, aber anstrengend.
199. Tag
Eine meiner 150 NachbarInnen ist Photographin und will mich als Model. Huahh.
Ich freu mich schon.
So was hab ich noch nie gemacht. Wird sicher spannend.
Wenn die Bilder was werden, lass ich es euch wissen. Sonst nicht.
198. Tag
Hm.
philosophil - 4. Jun, 19:30