Sonntag, 12. Oktober 2008

10. Tag

Der Philipp geht zum Chiropraktiker.
Ich habe ein Praxiseröffnungsangebot ergattert. 1 Medical Check-Up und 1 Treatment um 30 dieser irdischen Pfunde.
Frohen Mutes gehe ich hin.
Der Spaß dauert 20 Minuten. Der Teil, in dem er Hand an mich legt, dauert 5 Minuten.
Ich muss gestehen, es knackst ganz ordentlich.
Dennoch fühl ich mich betrogen. Ich wäre gerne mindestens 30 Minuten auf der Bank gelegen.

Der Wucherer empfiehlt mir 4 Wochen lang 2 mal in der Woche zu kommen. Darauf hin empfehle ich mich mit Augen direkt proportional geweitet zu den Behandlungskosten. 320 Pfund. Das ist mehr als meine Miete. Bedeutend mehr.


9. Tag

Wie es der Zufall so will, sitze ich geraume Zeit neben meiner neuen Exfreundin in der U-Bahn.
Wiederholte Male frage ich mich: „Was muss passieren, dass man sich auf einmal so überhaupt nicht mehr versteht?“
Ich frag mich das deshalb immer wieder, weil ich bei Gott keine Antwort weiß.
Keine Ahnung was da passiert ist.

Ich halte mich für einen sehr verständnisvollen Menschen (Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel).
Ich versteh jeden Scheißkerl, der…
Kurz: Hohe Toleranzgrenze, vielleicht auch weil konfliktscheu.

In ihrer Gegenwart keimt in mir das starke Bedürfnis auf aufzuspringen und zu schreien: „Hör dir doch nur mal 2 Sekunden selber zu, dann weißt du, was ich ertragen muss!“

Ich tus nicht.
Ich weiß, das ist ein Fehler.
Aber wir haben genug gestritten. Ich suche die Ferne. Emotional und auch geographisch.

Dabei denke ich immer wieder an meinen neuen Guru, der schreibt: Kummer und Leid gibt es nicht.

Dann denke ich auch immer wieder an meinen österreichischen Bekannten, der gerne in Schwierigkeiten gerät. Seine alten Frauenprobleme löst er immer mit neuen Frauenproblemen.
Er sagt auch Sachen wie: Ex-Alte.

Das mach ich jetzt auch.

In England werde ich endlich zu einem neuen Menschen.

Zu neuem Menschen fällt mir ein:
Aus jemandem, der in unregelmäßigen Abständen meditierte, wurde jemand, der in unregelmäßigen Abständen nicht meditiert.
Wenn das einen Sinn ergibt.

Seit ich mit einer Nonne das Dach teile, habe ich plötzlich ganz eigenartige Ideen. Beispielsweise sperre ich immer wieder die Augen auf wegen allfälliger Berufungserlebnisse.

Unlängst dachte ich, dass ich ein paulinisches Damaskuserlebnis hatte. Aber ich war nur ein wenig unterzuckert (daher das Flimmern vor den Augen) und die Stimme stammte von einem Straßenprediger ums Eck.

Schade.
Priester wäre schon cool.
Die haben immer die besten Hasen, fixe Mahlzeiten und eine Freikarte für das sonntägliche Platzkonzert.


8. Tag

2. Schultag und 1. Arbeitstag.
Die günstige Miete ergibt sich auch aus dem Umstand, dass ich einen Abend in der Woche einen Abenddienst mache.
Eine sehr nette Sache, bei der mir auffällt, welch unterschiedliche Arten von Arbeit es doch gibt.


7. Tag

1. Schultag.
Die Schule macht mir ausgesprochen Spaß. Ich bin motiviert und mache Fortschritte.
Die ausgedehnte Beinarbeit macht mir zu schaffen. Ich freue mich schon auf den morgendlichen Muskelkater.

Von der Schule rausche ich wieder einmal direkt in die Arbeit. Wie in guten alten und auch in schlechten alten Zeiten.
Abwechslung bietet die Liefertour mit meinem Chef. Ein ausgesprochen netter Mensch, dem ich von Herzen alles Gute wünsche.
Und mir auch.



6. Tag

Ich treffe mich mit diesem österreichischen Bekannten, der gerne in Schwierigkeiten gerät.
Obwohl wir recht unterschiedlich sind, mag ich ihn.


5. Tag

Sonntag.
Einige meiner Sachen stehen noch bei J.
Irgendwann muss ich sie holen.
Der Kälteeinbruch würde für früher als später plädieren.
Das schlechte Wetter auch.
Ich geh dennoch und es ist okay.




4. Tag

Oarbeitn.
Einen Tag arbeite ich gerne und gut im Park. Der Kälteeinbruch macht es nicht gerade lustig, dennoch ziehts die Engländer ins Freie.
Harte Hunde sind das. Diese Engländer.

Des Abends Fortgang mit meiner Lieblingsitalienerin. Es führt uns zu meinem Lieblingsfranzosen.
Ich bin glücklich, durchsetzt von feinen Adern des Schmerzes.

Mein geistlicher Begleiter meinte einmal:
Masochismus ist die katholische Form des Hedonismus.

Nicht schlecht.
Allerdings weiß ich, dass er es damit maximal auf Woche 15 im TT-Kalender schaffen würde. Die bekanntermaßen unbeliebteste aller Kalenderwochen.
Kein Autor will da stehen.


3. Tag

Ich schlepp einige meiner Mitbewohner in die Tate Modern. Mir fällt auf, dass ich sehr offen bin für dieses Kunst-Ding.
Da stehen einige sehr schöne Sachen.
Ich habe lange gebraucht, um ein bisschen zu verstehen.

Ich fühl mich voller Energie und Tatendrang und bin endlich in der Lage das alles in Aktivität über zu führen. Vielleicht nicht alles, aber einiges.

Ich paraphrasiere:
Gegen die Überzeugung, dass Wachstumsphasen schmerzfrei seien.

Und füge hinzu:
Gegen die Überzeugung, dass Wachstumsphasen sang- und klanglos seien.

P.S.:
Ich weiß nicht, ob ich ‚paraphrasieren’ richtig verwendet habe. Es klingt sowohl fetzig als auch hochgestochen. Ein weiterer Schritt in Richtung meiner wahren Bestimmung:
Kalenderspruch-Autor

2. Tag

Er beginnt damit, dass ich plötzlich meinen Laptop nicht mehr einschalten kann. Kurz keimt in mir die Horrorvorstellung auf, dass ich mir einen neuen kaufen muss.
Dabei ist mir der meinige so lieb und teuer.

Klärendes Gespräch mit J.
Nein. Gespräch mit J.

Turn this love into a cage.

Ziemlich sicher keine Liebe, dennoch ein Käfig.

Ich bin froh und erleichtert, dass es vorbei ist, ein wenig schockiert wie sehr man sich auf einmal nicht mehr verstehen kann.
Und doch traurig. So wie ich immer traurig bin, wenn was vorbei ist.

Doch meistens bin ich guter Dinge. Genieße London wieder und weiß, dass ich allen Grund dazu habe.


2. Jahr

1. Tag


England.
Ich hab mir gedacht, dass ich wieder bei eins anfange.
In vielen Dingen stimmt das auch, in anderen nicht.

Ich wohne an einem neuen Ort. Es ist ein guter Ort voller netter Menschen.

Ich hab von einer Freundin eine sehr liebe Karte erhalten mit einem Vaclav Havel Zitat:

Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit,
dass etwas Sinn hat,
egal wie es
ausgeht.

Der Havel ist schon ein ausgefuchster Hund!

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