Dienstag, 9. Oktober 2007

7. Tag

chill out Sunday. Frisbee im Park. Kaffeetrinken. Die Jesuiten haben Kontakte, die sie nicht mit mir teilen wollen.

8. Tag, erster Schultag

Heute ist soviel passiert, dass ich gar nicht alles erzählen kann. Der Tag hat damit begonnen, dass ich von den au-pair mädels eine Schultüte geschenkt bekommen hab. (Ich erinnere sehr gern an den Eintrag bzgl. mütterlicher Instinkte…)

So bin ich losgestapft. Und hab meine letzte Ausbildung in meinem Leben begonnen. Ich hab den Schulweg ein wenig dokumentiert. Fotos gibt’s auf myspace (www.myspace.com/placetoland - unter pics oder so)
Die Schule ist sehr familiär, alle drei Jahrgänge werden im selben Raum unterrichtet. Es gibt einen Engländer, der Rest der ca. 25 Leute kommt aus dem Rest der Welt. Jetzt auch aus Österreich.
Wir haben mit einer zweistündigen Trainingseinheit begonnen. Auch ein Grund, warum ich diese Schule ausgewählt habe. In den zwei Stunden und in der Zeit danach war mir das nicht ganz so klar, aber jetzt weiß ich es wieder.
Danach 2 Stunden Improvisation. Und ich hab wieder gemerkt, wie schwer mir das fällt. Vor fremden Leuten Dinge ausprobieren. Ich brauch immer eine gewisse Zeit, bis ich Vertrauen in die Gruppe hab, genug Vertrauen, um Dinge zu machen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie kann. Aber Corinne und Steve (die beiden Lehrer) sind sehr gut. Geben gutes Feedback, d.h. Kritik ohne jemanden herunter zu machen (NB. heute ist der erste Tag. Wer zeigt schon am ersten Tag sein wahres Gesicht…)

Was lernt der Philipp denn da in England? Na ja, heute hab ich gelernt wie man geht. Ich dachte, dass ich es eigentlich schon kann, aber ich heute erfahren, dass ich es nicht kann. Oder nur ein bisschen.
Dann hab ich gelernt, einzelne Teile meines Körpers zu bewegen. Oder ich habs zumindest versucht.
Ich hab in Gedanken versucht, meinen Großeltern zu erklären, was ich denn da lern. Ich vermute, sie werden versuchen es zu verstehen. Aber sie würden es nur bis zu einem gewissen Grad verstehen.
Im Endeffekt (um ein großväterliches Wort zu verwenden) läuft es darauf hinaus: Was ich hier lerne, sichert nicht den Fortbestand der Menschheit. Aber solange es meinen Forbestand sichert ist es in Ordnung.

Zweites Blitzlicht:
Bin in eine Anti-Irak-Krieg-Demo geraten. Ich hab natürlich sofort mitgesungen: „We all live in a Terrist-Regime“. Stimmt ja auch ein bisschen.
Nein ich hab nicht mitgesungen; aber ich bin rumgelaufen und hab Fotos gemacht. Ich hab mich wie die personifizierte Weltöffentlichkeit gefühlt.

6. Tag

Samstag. Ich wollte mich heute mit einer österreichischen Bekannten treffen, aber sie ist nicht erreichbar. Hab daher spontan beschlossen in die Tate Gallery (Tate Britain) zu gehen. Das schreibe ich, um meine Kunstgeschichte-Studenten-Freunde neidisch zu machen. (alle beide.)
U-Bahn am Wochenende ist schlimmer als unter der Woche. Am Wochenende reparieren sie Teile bzw. testen neues Zeug und sperren einige Linie. Das bedeutet, dass die Bahnen überfüllter sind, obwohl weniger Menschen unterwegs sind. Wer versteht schon diese Engländer.
Ich glaub, ich bin Rugby Fan. Ich habs gestern zum ersten Mal gesehen und es ist ein ziemlich cooler Sport. Auf eine intelligente Art brutal. Brutal und intelligent. Sie metzeln sich gegenseitig ziemlich nieder und denken dabei nach. Manchmal gleichzeitig. Nicht immer natürlich. Manchmal metzeln sie, dann denken sie nach, geben den Ball ab und metzeln wieder. Ein paar denken aber auch überhaupt nicht nach. Aber die sind so groß und stark, dass sie sich das leisten können.
Nächste Woche spielt England gegen Frankreich. Ich hoff, dass da ein paar alte Rivalitäten wieder aufbrechen. Ich werd mich in Schweizer Manier ins Pub stellen und das Spiel in Pub und Fernsehen genießen.

4. Tag

Heute war ein sehr guter Tag. Es ist nichts Großartiges geschehen. Trotzdem. Die Sonne scheint. Das erste Mal seit ich hier bin. Vielleicht ist es das. Oder mein heiteres Gemüt.
Bin wieder herumgelaufen. London in mich aufgenommen.
Bzgl. Jobs hat sich noch nichts ergeben. Aber ich war bei den Katholen. Und werde mich bewerben. Als Pastoralassistent. Huahh.
Wollt ich eigentlich nie. Aber sie zahlen gut. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich gute Chancen auf den Job habe. Ich würde mich nehmen. Ich bin gut qualifiziert und könnte ihn gut machen. Aber ich werde ihn wahrscheinlich nicht nehmen. Es ist ein 20 Stunden Job außerhalb von London.
Aber der andere freie Job ist eine Putzstelle. 4 Stunden in der Woche. Schlecht bezahlt. Da bewerbe ich mich lieber für die Assistentenstelle. Wenn sie mir die Türen einrennen sag ich dann: No, I am sorry. Maybe next time, baby.
Diese (zugegebenermaßen naive und unrealistische) Vorstellung macht mir Spaß. Ich bin gut gelaunt heute.
Ich werde die Jesuiten heute besuchen. Ein wenig Kontakte knüpfen. Kontakte sind nie schlecht und Kontakte mit Jesuiten bedeuten Kontakte für die Ewigkeit. Vielleicht nicht im Himmel, aber auf der Erde. Das hab ich schon gelernt.

Mir ist bewusst geworden, dass ich mit meinem Theologiestudium nicht am unteren Ende der Nahrungskette bin. Das beruhigt mich.
Ich hab heute einige Menschen gesehen, die relativ weit unten sind. Eigenartig. Da sitzen Menschen in der U-Bahn, die Sonnenbrillen tragen, die soviel kosten, wie andere im Monat verdienen. Daneben sitzen andere. Ich bin froh, dass ich ungefähr dazwischen bin. Finanziell und menschlich.
Bevor ich weitere Binsenwahrheiten auspacke, lass ich es lieber.

5. Tag

War bei den Jesuiten gestern. Es gibt eine lange Verbindung zwischen Jesuiten und Theater. Gestern haben sie ein Theaterstück in der Jesuitenkirche in der Farm Street gezeigt. Über Maximilian Kolbe. Ein Franziskaner, wenn ich mich nicht irre.
Dass ich das nicht genau weiß, zeigt, dass ich nicht sonderlich gut aufgepasst habe. Aber weder Stück noch Schauspieler haben es mir dabei sonderlich leicht gemacht. Ich war danach so müde, dass ich nach hause gefahren bin. Ohne Kontakte. Die letzten Energiereserven hab ich für einen kleinen Aufsatz verwenden. „Why should you employ this young man from Austria?“. Mein Ideenüberfluss machte die Sache nicht gerade einfacher.

Dennoch hab ichs geschafft und bin heute zum dritten Mal zur Diözese gefahren und hab mein Bewerbungsschreiben abgegeben. Die Empfangsdame kennt inzwischen schon „the young gentleman from Austria“.
Mir fällt auf, dass ich in Frauen oft mütterliche Instinkte wecke. Nicht bewusst. Ehrlich nicht. Ich gebe zu, dass es Vorteile hat. Vielleicht nicht bei gut aussehenden Frauen Mitte 20, aber das ist ohnehin eine Minderheit. Leider.
Wie dem auch sei.
Ich bin im Anschluss zu dem Österreicher mit dem Café gefahren. Ich hab den Job, wenn er das Cafe bekommt. Er ist gerade in Verhandlung mit der Besitzerin und sie ist ein wenig bockig. Die Chancen stehen 50/50. Vielleicht sollte ich ein wenig ihre mütterlichen Instinkte anregen. (oder ums mit Nikos Kazantzakis zu sagen: „…sometimes kind words achieve more than gold or love. So I said the kind words: „You remind me of Sarah Bernhardt… when she was young…“ - nagelt mich nicht darauf fest, es ist kein wörtliches Zitat.)

Abwarten. Deshalb hab ich etwas getan, das ich seit Jahren nicht mehr getan hab, obwohl ich es sehr schätze. Ich hab mich in einen Park gelegt und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Yeah.

Ich mag diese Stadt immer lieber. Inzwischen kenn ich schon ein paar nette Plätzchen. (Heute geh ich noch mit den au pair Mädels aus. hehe.)

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