Samstag, 22. Mai 2010

219. Tag

Die Sonne scheint. Der blog wird aufgeraeumt. Gesaugt und geordnet.

Schul-Schluss-Auffuehrung.
Der Pudel im Hintergrund bin ich:
http://www.hoxtonhall.co.uk/whatson/trial-mr-punch



218. Tag

Ich hab mir Pflegeurlaub von der Schule genommen. Eigentlich um S zu versorgen, aber mir tut die Pause auch ganz gut. Ein wenig Abstand zur Schule, meinen Lehrern und den Pruefungen.
Wir schauen viele Filme - allerdings waehlen wir zielsicher Filme aus, die uns nur maeszig begeistern.
Synecdoche, New York: Gepriesen als die Komoedie des Jahres. Alles andere als eine Komoedie.
Sideways: Leider auch nur maeszig lustig.
Silentium: Ich hab den Film S zum Geburtstag gekauft. U.a. deshalb, weil er englische Untertitel hat. So steht es zumindest auf der Verpackung. Stimmt allerdings nur insofern, als jeder 3. Satz uebersetzt wird... Ich werde spontan zum Simultanuebersaetzer. S beschwert sich, weil ich den Schlussscherz als unuebersetzbar einstufe:
"Weiszt du woraus der Leberkaes gemacht wird? Aus den Resten der Knackwuerste. Und weiszt du woraus die Knackwuerste gemacht werden? Aus den Resten des Leberkaes."
Do you know how they make livercheese? From the leftovers of cracksausages. And do you know how they make cracksausages? From the leftovers of livercheese.

Ich weisz nicht so recht... Ich glaub, ich hab recht.

217. Tag

Wir sind schon frueh im Krankenhaus, doch ich bin auch frueh wieder raus: Gemeinsames Warten gibts nicht. Ich weisz nicht recht, welches psychologisches Konzept dahinter steckt, auf alle Faelle ein zweifelhaftes.
Ich geh in die Schule und arbeite halbherzig an der Show mit bis der erloesende Anruf kommt. Ich werfe die Peruecke in die Ecke, radle ins Krankenhaus und treff auf eine den Umstaenden entsprechend gesunde S, die mir noch halb betaeubt verwirrenden Geschichten von juedischen Frauen mit 15 Kindern in Stamford Hill erzaehlt.
Halbwegs versoehnt mit dem englischen Gesundheitssystem nehm ich sie wieder mit nach Hause.

216. Tag

Morgen hat S. ihre Operation. Nix ernstes, aber doch. Eine Operation halt. Die Englaender machen das allerdings recht fix. Die machen dich auf, tun ihren Job und machen wieder zu. Sobald du wach bist, darfst du wieder heim.
Klingt alles ganz locker.
Ich hab eindeutig zuviel Arztserien gesehen und die Lockerheit wird durch Vorstellungen untergraben, in denen die OP-Schwester ihre unerfuellte Liebe zum Oberarzt ueber den Patienten zum Ausdruck bringt - im Sinne von: geteiltes Leid ist halbes Leid.
Dementsprechend entspannt verlaeuft der Abend.

215. Tag

Wir muessen fuer unsere Pruefungen ein Repertoire - Gruppenstueck auffuehren. Dazu gibt es eine vorgegebene Musik - die nur meine Lehrer haben - und das Stueck muss an den Raum angepasst werden, in dem es aufgefuehrt wird.
Insofern ist es sinnvoll, wenn man in dem Raum probt, in dem man auffuehrt.
Doch das geht nicht.
Also proben wir bei mir.
Und wir singen fuer einander...


214. Tag

Ich bin so muede. Der Weg in die Schule in der Frueh kostet mich die ganze Energie, die ich in der Nacht gesammelt hab. Die Arbeit ist dafuer leicht und freudvoll.

213. Tag

Es gibt zwei neue Leute im Cafe. Grundsaetzlich mag ich neue Mitarbeiter nicht.
Die zwei sind 15 und 17 Jahre alt. Leute in diesem Alter haben grundsaetzlich andere Dinge als Arbeit im Kopf. Verstaendlich. Aber dann sollen sie auch nicht arbeiten gehen.


212. Tag

Kew Gardens.

Ein beinahe magischer Ort am Rande Londons.

211. Tag

End-of-Term-Party.
Eigenartige Gespraeche mit unterschiedlichen Leuten.


210. Tag

Tag der offenen Tuer an S's Schule. London International School of Performing Arts.
Letztes Jahr hab ich die Schlussauffuehrungen gesehen und war - gelinde gesagt - maeszig begeistert. Ich hab mich um ehrlich zu sein gefragt, was es denn ist, was die da lernen.
Jetzt weisz ich, dass dort keine Fertigkeiten gelehrt werden. Sie nehmen Menschen mit Fertigkeiten und begleiten sie zur Freiheit des kuenstlerischen Ausdrucks.
Ich hab das Gefuehl, in den letzten drei Jahren hab ich nicht nur einen riesigen Berg Technik gelernt, sondern auch einen Berg Schranken aufgebaut. Im Sinne von, was man alles nicht darf, was schlecht oder falsch ist. Den gilt es abzubauen.
Ich spiele mit dem Gedanken, den Berg an dieser Schule abzubauen. Zumindest teilweise.

Der Franzose war mit als Begleitung. Er hatte dieselbe Meinung von der Schule wie ich letztes Jahr. Da seine Freundin Taenzerin ist, glaube ich nicht, dass sich das uebers naechste Jahr hin aendern wird.

End-of-Term-Presentations:
Schon lange nicht mehr so gelacht.
Ueber die Gartenzwerge, die endlich entjungfert werden wollen. ("The only thing that touches me is the rain")
Ueber die Frauen, die wegen der unsicheren Zeiten, ihre Wertgegenstaende (Schluessel, Regenschirme, Taschenlampen, Hamster, Pilatesbaelle) in ihren Vaginas verbergen und sie herausholen, wenn sie sie brauchen.
Ueber die franzoesische Clownfrau, die Rotkaepchen auf franzoesisch nacherzaehlt.
Ueber die englische Einwanderbehoerde, die ausschlieszlich aus illegalen Einwanderern besteht, die sich gegenseitig aufdecken. ("We know that you are from India")

209. Tag

Proben bis spaet in die Nacht.
Gefolgt von Naeharbeiten in die noch spaetere Nacht.
Meine Richterrobe wird allerdings fast fertig.

208. Tag

Ich erzaehl meinem Boss von der spanisch/kolumbianischen Hochzeit.
Ich erzaehl ihm auch von Tiroler Hochzeitsbraeuchen. Entfuehrung der Braut usw.
In Niederoesterreich gibts anscheinend nix vergleichbares.
Er fragt im Scherz, ob es auszer koksen noch andere kolumbianische Hochzeitsbrauche gibt.

Ich erzaehl meinem kolumbianischen Mitbewohner davon.
Der fragt im Scherz, ob es in Oesterreich noch andere Brauche gibt, als seine Toechter zu schwaengern.

Ich frag mich welches Image besser fuer ein Land ist: Drogen oder Inzest.

207. Tag

Ich kauf mir eine Peruecke. Eine Richterperuecke.
Jetzt bin ich geruestet fuer die Schulschlussauffuehrung.

206. Tag

Arbeiten nach einer Hochzeit ist nicht cool.
Es ist cool, doch den Englaendern machen die tiefen Temperaturen nix aus. Sie kommen trotzdem und kaufen und kaufen.

205. Tag

Hochzeit.
Die Familie des Braeutigams ist in Kolumbien und kann deshalb nicht kommen. Es gibt eine herzzerbrechenden live Skype Uebertragung von der Zeremonie.

Hier sind sie:

skype

Ich muss/darf filmen.
Es macht mir sichtlich Spasz, ich weisz allerdings ob, das Brautpaar Freude mit dem Video hat.

phil

204. Tag

Sachertorten 2. Teil.
Sie sind nicht sooo schwer zu machen, nur aufwendig.
Das Bloede ist, dass man erst am 3. Tag weisz, ob das ganze Unterfangen erfolgreich war.
Jetzt weisz ich, wie sich Jesus zu Ostern gefuehlt haben muss.
Da wird er Freitag auf diesen Quest geschickt und Sonntags weisz er, ob das mit der Auferstehung nicht nur leeres Gerede war.
Von diesem Vertrauen in den Herrn will ich mir mit meinen Sachertorten ein Stuecken abschneiden. Im uebertragenen Sinn.

Das bringt mich auf einen anderen Gedanken. Organspende.
Ich hab kuerzlich darueber nachgedacht, ob ich meine Organe spenden will.
Soweit ich weisz, ist es in Oesterreich so, dass jeder prinzipiell Organspender ist, solange man sich nicht ausdruecklich dagegen entscheidet.
Das finde ich gut.
Ich bin fuer Organspende, allerdings nicht so davon ueberzeugt, dass ich jetzt was unterschreiben wuerde.
Sollte ich allerdings irgendwann mal soweit sein, dass mir alles wurscht ist, koennen sie mich gern haben.

Das bringt mich zu Jesus zurueck.
Vielleicht ist Gottvertrauen, eher etwas, dass man nicht vorher unterschreibt, sondern nachher nimmt, wenn man es braucht, weil es nix anderes gibt.
Und: Gut, dass es damals keine Organspende gegeben hat, sonst waer das mit der Auferstehung schwierig geworden.
Gottesbeweis #4: Gott hat die Moeglichkeit zur Organspende erst nach der Auferstehung erfinden lassen, um den Heilsplan nicht zu gefaehrden.
NEHMT DAS IHR ATHEISTEN!


203. Tag

Ich hab Hochzeitssachertorten versprochen. Die werden heute gebacken.
Unser Mixer ist von der aeltesten und billigsten Sorte und droht beim Schneeschlagen seinen Geist aufzugeben.
Ich bete und bettle und ignoriere den leicht verbrannten Geruch.
(Schneeschlagen mit der Hand ist die Hoelle. Noch dazu, wenn es zwei Sachertorten sind.)
Ich werde erhoehrt, die Sachertorten werden ganz annehmbar.



202. Tag

Aus komischen Gruenden, duerfen wir unsere Auffuehrungen/Pruefungen in der Schule nicht filmen.
So stell ich in meinem Wohnzimmer meine Pruefungen nach und filme sie.
Ich bin nicht uebel.
Sehr gut sogar eigentlich.

201. Tag

Hurra, hurra die Schule brennt.
Sie brennt nicht, wurde allerdings ueberflutet. Jetzt haben wir flutfrei.
Ich glaube, Gott wollte die Schule von allem Uebel reinwaschen, wie damals. Er hat sich allerdings dafuer einen denkbar unguenstigen Zeitpunkt ausgesucht. Freitag Abend. Da ist natuerlich niemand dort.

200. Tag

springcleaning. Meine Mitbewohner wollen unser Haus fuer die Hochzeit auf Hochglanz polieren.
Putzen langweilt mich.

199. Tag

Es regnet immer noch. S. wollte heute eigentlich ihren Geburtstag im Park mit einem Picknick begehen. Keine Chance. Wir treffen uns bei ihr und alle betrinken sich. Bis auf den Kolumbianer und mich. Der gestrigen Abend hat Spuren hinterlassen.

Langes Gespraech mit einem lesbischen Paerchen (Schweizerin und Amerikanerin), das ueberlegt, wo es leben soll: Nachteile von Amerika (Gesundheitssystem) werden gegen die Nachteile Europas (Schweizerdeutsch) aufgewogen und mit dem Vorteilen verglichen. Gesundheitssystem vs. Englisch.
Obama is your Mama.
Ich weisz nich so recht.

Ich bring den beiden Tirolerisch bei: Oachkatzlschwoaf.
Eine woertliche Uebersetzung mutet indianisch an: tail of the little cat of the oaktree.
Bisher dachte ich immer, die Indianer (amerikanischen Ureinwohner) druecken sich eigenartig aus. Heute wurde mir klar, dass die englische Sprache so nuanciert wie - nicht sehr nuanciert ist.

198. Tag

Es gieszt wie aus Eimern. Das ist noch untertrieben. Solche Regenmassen hab ich noch nie erlebt. Es regnet soviel, dass meine Schule ueberflutet wurde. Und die ist im 2. Stock.

Ich kann frueher heim und kann mich mental auf meinen ersten Polterabend vorbereiten. Mein Mitbewohner heiratet naechsten Samstag meine Mitbewohnerin.

197. Tag

Es gibt ein wunderbares Cafe in einer Seitenstrasse - 50 Meter von meinem Schulweg. Jahrelang bin ich daran vorbei, ohne es zu sehen. Seit zwei Wochen fahr ich daran vorbei und sehe es. Heute geh ich rein.

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